„Es gibt nur wenige Städte in Österreich, die ihre Vergangenheitsbewältigung auf so systematische und wissenschaftlich fundierte Weise in Angriff genommen haben.“ Das sagt Badens Stadthistoriker und Rollettmuseum-Chef, Dr. Rudolf Maurer.
Gemeint ist damit, dass anhand der vorhandenen Unterlagen jetzt erstmals eine gründliche Aufarbeitung der nationalsozialistischen Jahre in Baden erfolgte. Mitgewirkt daran haben Rudolf Maurer selbst, Christoph Wieser und Mag. Otto Wolkerstorfer. Entstanden sind fünf verschiedene Broschüren über einzelne Jahre in dem genannten Zeitraum (1938, 1939 und 1940, 1942 und 1943, 1944/45, 1945 – 1955).
Mag. Otto Wolkerstorfer, Leiter des Badener Schul- und Bildungsreferates, befasste sich mit den heiklen Jahren 1939 bis 1944/45. Die Broschüre wurde – als Abschluss der ganzen Reihe – vorige Woche im Rollettmuseum öffentlich präsentiert.
Wolkerstorfer sagt dazu: „Der Nationalsozialismus bietet generell ein breites Forschungsfeld. Es gibt keine andere Thematik, über die weltweit mehr publiziert wurde, als über jene menschenverachtende Ideologie und über deren Folgen. Die vorliegenden Bände bieten eine strukturierte und umfassende Grundlage für die Zeit der NS-Herrschaft in Baden.“
Das Jahr 1938 wurde von Christoph Wieser bearbeitet, die Besatzungszeit 1945 – 1955 von Dr. Rudolf Maurer.
Im Großen und Ganzen versteht Museumsdirektor Dr. Maurer diese Arbeit auch als Antwort auf die immer wieder geäußerte Kritik, Baden würde nur „schleppende Vergangenheitsbewältigung“ betreiben. Die Idee zur Aufarbeitung der wenigen in Baden vorhandenen Quellen zur Nazizeit entstand im Gedenkjahr 1998 (Anschluss Österreichs an Nazi-Deutschland). Warum gibt es so wenige Badener Quellen aus der Nazi-Zeit? Ein Großteil der Akten sei vor Kriegsende von den Machthabern verbrannt worden, sagt Dr. Rudolf Maurer.
Bürgermeister August Breininger dankt für die „offene und saubere Forschung“ und meint auch, dass sich die Stadt „keine Tendenzen umhängen und ins Zwielicht stellen lässt“. Die Renovierung der Synagoge in der Grabengasse sei ohne 10 Millionen Schilling Finanzierungshilfe seitens der Stadt nicht möglich gewesen.