Adresse Germergasse 48 in Baden. Lange Zeit verfiel das dort stehende einstige jüdische Waisenhaus vor sich hin. Jetzt ist Leben eingekehrt. Die Wiener Firma planquadrat baut 12 neue Eigentumswohnungen.
Zukunft trifft Vergangenheit – unter diesem Motto werden die neuen Wohnungen vermarktet. Der Altbau in der Germergasse 48 wird mit einem architektonisch modernen Neubau kombiniert, in dem sich die 12 Wohnungen ab etwa 70 Quadratmeter Größe befinden werden.
Das jüdische Waisenhaus wurde 1921 errichtet, 40 Buben im Alter von 6. bis zum 14. Lebensjahr waren darin untergebracht und wurden auch unterrichtet. Direktor war ein Philipp Friedmann, der 1938 alle seine Funktionen verlor und ohne Entgelt und Abfertigung entlassen worden war. Das Haus wurde offiziell geschlossen und fiel in den Besitz der Stadt Baden, die es 1939 an Hermann Gauder weiterverkaufte. Dieser musste es 1949 an den wiederrichteten Kriegswaisenfonds zurückgeben. Allein die Waisen fehlten, um es zu füllen. (Quelle: Thomas Schärf, Jüdisches Leben in Baden)
Seither steht es leer und verfiel zusehends.
Der neue Wohnungsbau zielt auf den Erhalt des alten, für die Geschichte von Baden bedeutsamen, Bauwerks. Hinter dem Gebäude entsteht ein 600 Quadratmeter großer Gemeindschaftsgarten für die künftigen Bewohner. Der Garten, in dem der Waisenhaus-Direktor einst seine Verdauungsspaziergänge absolvierte. Daran erinnert sich noch Ernst Fettner, der einst als Bub in dem Haus wohnte, und heute in Wien lebt. „Ich bin wahrscheinlich einer der wenigen damaligen Insassen, die den Holocaust überlebten.“