In einer guten Stunde war ich durch, und wusste nicht, wo war die Stunde hingekommen. War nun tatsächlich nur eine Stunde vergangen oder doch ein ganzes Leben, nämlich das der verstorbenen Lilli? Auf 60 Seiten schildert Marlene Streeruwitz, bekannte Schriftstellerin mit Badener Wurzeln, den „Abend nach dem Begräbnis der besten Freundin“.
Mit „I did it my way“ – der Begleitmusik zum Begräbnis – in den Ohren fährt die Protagonistin, Lydia, nach Hause. Hat auf den Schweinsbraten zum Leichenschmaus verzichtet, konnte ihr Leben nach diesem Begräbnis „nicht mit Schweinsbraten beginnen“. Und warum sie nicht geweint hat, das fragt sie sich auch.
Nicht nur der Krebs wurde hier zu Grabe getragen, auch Lydias Wissen um das geheime (Liebes)leben von Lilli ist nun irgendwie umsonst. Die Freundin erleben wir abwechselnd als Ich-Erzählerin, aber auch als „dritte Person“, verstrickt in das vergangene Leben einer anderen und nun konfrontiert mit der eigenen zukünftigen Endlichkeit. Am Ende der zwölften Stunde steht ein – in zweizeiligem Abstand geschriebenes Gedicht. Viel Leerraum nun für Lydia und den letzten Satz: „zeige mir, wo ich ein bleiben find“…
Marlene Streeruwitz, Der Abend nach dem Begräbnis der besten Freundin. Weissbooks-Verlag Frankfurt am Main 2008