Jahrzehntelang hat man in der Thermalstadt Bad Vöslau dieses Wohnviertel lieber wenig beachtet – am Samstag waren aber die Augen von ganz Österreich auf „Klein-Istanbul“ gerichtet: Mehr als 500 Gäste, unter ihnen viel Prominenz aus Politik und Religion, waren bei der Eröffnung des Türkischen Kulturzentrums – im Volksmund „Moschee“ genannt – dabei.
Die Eröffnung war ein Fest für alle Sinne Geboten wurde ein Fest für alle Sinne: Zum Auftakt spielte das Blasorchester BBV einen bekannten türkischen Marsch, der vom Publikum gleich eifrig beklatscht wurde. Das Publikum war überwiegend türkischer Herkunft, doch mischten sich unter die „Adabeis“ auch viele einheimische Neugierige. Dann der spannende Moment: Die Fassade des Kulturzentrums, die zunächst mit einer Leinwand verhüllt war, wurde „enthüllt“. Die Bänder durchschnitten alle, die in den letzten Jahren dazu beigetragen haben, dass dieses umstrittene Bauprojekt schließlich doch friedlich verwirklicht werden konnte: unter anderen Projektmanager Selfet Yilmaz, Moschee-Planer Werner Kosa, der Chef von Atib Vöslau, Aydin Akyüz, Bürgermeister Christoph Prinz und – in Vertretung des Landeshauptmanns – Landtagsabgeordnete Erika Adensamer. Das Eröffnungsprogramm – moderiert vom Badener Publikumsliebling Roman Martin – entführte das Publikum in den Orient: Da gab es türkische Musik, Derwische tanzten und eine junge Folkloregruppe begeisterte. Zwischendurch durfte man sogar einen eigens aus der Türkei angereisten beliebten Muezzin bei seinem Ruf zum Gebet zuhören. Bürgermeister Christoph Prinz rief in seiner Ansprache noch einmal den langwierigen Mediationsprozess in Erinnerung, in dessen Verlauf die „Moschee“ umgeplant und äußerlich modernisiert wurde – kleinere Minarette, dezente Kuppel. Das Ergebnis sei ein transparentes Gebäude mit viel Glas geworden – nun müsse man daran arbeiten, dass auch weiterhin Begegnungen auf gleicher Ebene möglich seien. „Dieses Haus soll ein Ort der Begegnung werden. Das muss das Ziel in Bad Vöslau sein. “, meinte Prinz. Er forderte von seinen Gesprächspartnern auch ein, dass auf Deutsch kommunziert werden müsse. Zahlreiche Integrations-Projekte seien im Verlauf der Mediation entstanden. Die Mühsal des Mediationsprozesses sprach auch Erika Adensamer an, indem sie Goethe zitierte: „Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man etwas Schönes bauen.“
Prinz: „Es soll ein Ort
der Begegnung werden!“
Die weiteren Redner, darunter auch Imam Hizir Uzuner, Pfarrer Romanowski und Pater Stephan Holpfer, sprachen viel von gegenseitiger Toleranz. Der Präsident der österreichischen Atib Union sieht das in Bad Vöslau entstandene Türkische Kulturzentrum als „Beispiel gebend für andere Bundesländer“.
Am Ende begeisterte noch der Atib-Kinderchor mit seiner „Interpretation“ der niederösterreichischen Landeshymne.
Anschließend wurde das Publikum durch die Moschee geführt und durfte auch gleich bei der Verrichtung eines Gebetes dabei sein.
Weiter gefeiert wurde dann in der Geymüllerhalle, wo Folklore und Kulinarik für Kurzweil sorgten.
Die kritischen Stimmen in der Bevölkerung sind leise geworden. Auch an den Stammtischen in den umliegenden Lokalen dürfte man sich damit abgefunden haben, dass in Bad Vöslau nun Österreichs dritte „richtige Moschee“ steht, auch wenn sie jetzt offiziell „Türkisches Kulturzentrum“ heißt.
[mygal=moscheeoffen]