Eine Gemeindewohnung in der Mießlgasse verfügt über eine kuriose „Spezialausstattung“: Durch den Kamin führt nämlich das Fernseh-Kabel…
Vor drei Jahren, als noch Manuela Herrmann in der Wohnung wohnte, war für sie die Sache klar: Sie zwickte das Kabel ab und schloss statt dessen einen Holzofen an – beides gemeinsam geht ja nicht.… „Ich habe es lieber warm als dass ich fernschaue“. Statt dessen wuchs ihre DVD-Sammlung gewaltig an…
Eineinhalb Jahre später übernahm ihr Sohn Mark die Wohnung: Er hatte andere Vorlieben. Er aktivierte das Kabel wieder und verzichtete auf die Wärme eines Ofens. Das Kabel verbindet Mark nämlich auch mit dem Internet. Das funktioniert gut…
Unter 10 Grad…
Allerdings wird es dafür im Dezember und Jänner in der Wohnung so kalt, dass man den Atemhauch sehen kann – also unter 10 Grad. „Ich müsste sechs Heizstrahler aufstellen, um die Wohnung warm zu bekommen, das ist viel zu teuer. Also friere ich halt, man gewöhnt sich an alles…“, sagt Mark nicht ohne Zynismus. Dazu kommt nämlich auch noch, dass seit Jahren die Fenster der 36 Quadratmeter-Wohnung in einem völlig desolaten Zustand sind – und ein Großteil der teuren Wärme ohnehin verpuffen würde.
Sanierung, bitte warten!
„Sind das Zustände?“ fragt sich WN-Aktiv-Gemeinderat Wolfgang Haberler. Mit 170 Euro Miete inkl. Betriebskosten sei die Wohnung zwar nicht teuer, aber „trotzdem unzumutbar“ und verlangt dringend eine Sanierung. Dennoch heißt es für die Mieter im Pernerstorferhof warten: Denn im Sanierungsplan für die Gemeindehäuser kommen ab Anfang 2010 die Sparkassenhäuser an die Reihe. Für diese liegt mittlerweile eine Förderungszusage des Landes vor. „Erst nach Sanierung der Sparkassenhäuser kommt der Pernerstorferhof dran,“ heißt es aus dem Rathaus. Einen Grundsatzbeschluss bezüglich Sanierung des Pernerstorferhofes habe der Gemeinderat nie gefasst.
Der für die Gemeindewohnungen zuständige Vizebürgermeister Wolfgang Trofer habe ihm zugesagt, sich diesen Einzelfall „anschauen zu wollen“, sagt Haberler. Der Fernsehanbieter sehe jedenfalls keine Möglichkeit, das Kabel anders als durch den Kamin zu verlegen, sagt der Mieter.
SAT ist nicht erlaubt
Das Kabel wieder abzuzwicken, stattdessen zu heizen, und dafür eine Sat-Schüssel zu montieren, geht auch nicht, sagt Mieter Mark: „Denn weil wir Kabel haben, ist Sat nicht erlaubt! Und dann hätte ich ja auch kein Internet.“