Die denkmalschützerisch wertvolle Louisenvilla in der Florastraße 6 könnte der Spitzhacke zum Opfer fallen – zugunsten eines Projektes für Betreutes Wohnen im Stil der Seniorenresidenz. Ortsbildbewusste VöslauerInnen laufen Sturm gegen das Projekt.
Bei der letzten Vöslauer Gemeinderatssitzung des Jahres 2009 stand unter Punkt 13 eine „Änderung des Bebauungsplans“ auf der Tagesordnung, der von nicht wenigen mit Spannung verwartet wurde. Konkret sollte in der Florastraße gegenüber der Seniorenresidenz auf dem Grundstück mit der „Louisenvilla“ die Baufluchtlinie verändert werden, um die Voraussetzung zum Bau einer Anlage mit 35 Einheiten zu schaffen.
Doch die Sache ist heikler, als sie sich vordergründig darstellte: Zahlreiche ortsbildbewusste VöslauerInnen laufen gegen das Projekt Sturm. Denn die Fläche, die mit diesem Wohnprojekt verbaut werden soll, ist jetzt großteils mit alten Bäumen bestanden, beherbergt die historische „Louisenvilla“ – und diese ist laut dem erst im September 2007 beschlossenen aktuellen Bebauungsplan ein wichtiges Element im sogenannten „Ensembleschutz“.
Das Ortsbild wird in dieser Gegend von historischer Villen aus dem 19. Jahrhundert (z.B. „Florahof“ „Carolinenvilla“, „Rosenvilla“, „Bellevue“) und zahlreichen im Bebauungsplan ausgewiesenen erhaltenswerten bzw. ensemble-relevanten Gebäuden des 19. Jahrhunderts geprägt, die noch dazu überwiegend auch einen attraktiven Grünanteil aufweisen. Das Ensemble würde durch einen Zweckbau a la Seniorenresidenz und durch die straßenseitig fast völlige Verbauung des Grünraums – samt Rodung des Altbaumbestandes – nach Meinung vieler zu einer schweren Beeinträchtigung des Ortsbildes führen.
Bgm.Prinz hatte in einer ersten Stellungnahme keinen Konflikt zwischen dem bestehenden Bebauungsplan und dem Bauprojekt gesehen. „Das Projekt wurde mehrmals umgeplant und kann laut Bebauungsplan auf jeden Fall gebaut werden,“ sagte er noch vor einem guten Monat. Inzwischen waren die Anrainer und ihre Unterstützer jedoch sehr aktiv. Sie konnten die Oppositionsparteien (SPÖ, ÖVP und FPÖ) von ihren Bedenken überzeugen. Nicht zuletzt gibt es auch die Stellungnahme einer renommierten Rechtsanwaltskanzlei, in der der Vorgangsweise die Rechtmäßigkeit abgesprochen und auf den gültigen Bebauungsplan verwiesen wird. Somit hätte die Liste Flammer die Änderung des Bebauungsplanes alleine durchziehen müssen. Das wollte man dann doch nicht.
Der Tagesordnungspunkt wurde abgesetzt. Bgm. Christoph Prinz gab bekannt, dass nun ein Gestaltungsbeirat eingesetzt werden soll, der sich mit der Thematik noch einmal befasst. Er kündigte an, dass neben DI Liske, der den Vöslauer Bebauungsplan erstellte, auch ein Vertreter des Bundesdenkmalamtes in dem Beirat sitzen wird. Die Anrainer wollen aber auch selbst im Beirat vertreten sein. Einige von ihnen erinnern sich noch an den Abbruch des „Nassauer Hauses“ (Baujahr 1870) in der nahen Schlumbergerstraße, das trotz schwerwiegender Einwände der Spitzhacke zum Opfer fiel. „Wir wollen die weitere Zerstörung des Vöslauer Ortsbildes verhindern. Sich als Fremdenverkehrsgemeinde und Kurstadt positionieren zu wollen und das historische Erbe als Attraktion und Beitrag zur Standortqualität zu mißachten, ist kurzsichtig und verantwortungslos“, sagt einer der Sprecher der „Initiative Florastraße“