links Maria Zwicklhuber vom Wiener Neustädter Integrationsreferat – sie will eine Arbeitsgruppe zum Thema „Deutsch in den Schulen“. Neben ihr der Lehrer Dr. Josef Pasteiner – er will maximal 30 Prozent Kinder mit nicht-deutscher Muttersprache in den Volksschulklassen.
Mangelnde Sprachkompetenz. Dieses „Reizwort“ beschäftigt auch Wiener Neustadt. In einigen Volksschulklassen sitzen mehr Kinder mit schlechten Deutschkenntnissen als vielen lieb ist…
Die Situation an den städtischen Kindergärten und Volksschulen in Wiener Neustadt wurde vom Integrationsreferat erhoben. In den städtischen Kindergärten haben mehr als 40 % der Kinder Deutsch nicht als Muttersprache. Besonders hoch ist der Anteil in den Kindergärten Ausstellungsgasse, Otto Glöckel, Josefstadt und im Porscheviertel.
Das Problem setzt sich fort: In manchen Volksschulklassen der Randgebiete sitzen – so wie in den Kindergärten – mehr als die Hälfte der Kinder mit nicht-deutscher Muttersprache. Im Schnitt hat ein Viertel aller Volksschulkinder nicht-deutsche Muttersprache (Was nicht heißt, dass es allen an Sprachkompetenz fehlt)
Schüler besser verteilen?
Das rief bereits rechts orientierte Politiker der Stadt (den FPÖ-Schulen-Sprecher und Lehrer Dr. Josef Pasteiner oder WN-Aktiv-Gemeinderat Wolfgang Haberler) auf den Plan: Sie fordern eine Lösung des Problems bis hin zu einer „Aufteilung der schlecht Deutsch sprechenden Kinder auf die verschiedenen Schulen, sodass überall höchstens ein Drittel nicht-deutsch-sprechender Kinder sitzen.“
Was nicht ganz einfach ist, müssten doch kleine Kinder kreuz und quer durch die Stadt chauffiert werden, und andererseits wäre wohl der Aufruhr der Eltern in den „besseren Gegenden“ vorprogrammiert. Der Gemeinderat wandte sich bereits im Herbst mit einem Schreiben an den Landesschulrat.
Thema im Bezirksschulrat
Nun thematisierte Dr. Josef Pasteiner die Frage erneut bei den Jänner-Sitzungen im Bezirksschulrat und im Landesschulrat. Er brachte verschiedenen Anträge ein.
Deren Kern: Nur Kinder mit ausreichenden Deutschkenntnissen sollen in die Volksschule aufgenommen werden dürfen. Die anderen sollen ein weiteres Jahr im Kindergarten oder der Vorschule verbringen oder später in die Sonderschule gehen.
Den angebotenen Sprachförderkursen (Die Kinder sind in dieser Zeit außerordentliche Schüler) steht Pasteiner skeptisch gegenüber. Dies würde das Lernen behindern und Konflikte fördern, meint er. Außerdem wurden bisher zu wenig Sprachförderkurse (Einer dauert nur 11 Stunden!) durchgeführt. „Von der Bezirksschulinspektorin wurde mir zugesagt, dass die Kurse ab Herbst von zwei auf fünf aufgestockt werden. Das ist für derzeit 66 förderungswürdige Kinder sicher nicht zu wenig!“ Pasteiners Anträge wurden im Bezirksschulrat allesamt abgelehnt. Geklärt muss die Frage im Landesschulrat werden.
„Gibt auch andere Ideen“
Auch Maria Zwicklhuber, Leiterin des Integrationsreferates, sieht Handlungsbedarf. „Wir brauchen eine Arbeitsgruppe zu dem Thema, denn es gibt bestimmt nicht nur eine Lösung! Zum Beispiel könnte man auch kleinere Klassen und zusätzliche Lehrkräfte andenken, wie es auch bei den Integrationsklassen gut funktioniert. Im Arbeitskreis könnten auch noch andere Ideen entwickelt werden. In jedem Fall gibt aber der Landesschulrat am Ende die Richtlinien vor.“
Im Landesschulrat heißt es, dass die Antwort auf den Brief der Stadtgemeinde Wr. Neustadt bereits unterwegs sei. Landesschulinspektor Rötzer: „Wir teilen darin mit, dass es gesetzlich die Aufgabe der Stadtgemeinde ist, die Kinder ihren jeweiligen Schulen zuzuweisen. Üblicherweise werden dafür regionale Kriterien verwendet, aber es könnten auch andere sein.“ Rötzer ist fest überzeugt, dass man mit der Möglichkeit der Sprachförderkurse das Problem („Man sollte es nicht als Problem betrachten!“) in den Griff bekommen wird. Er hofft aber vor allem, dass die Sprachförderung schon vor Eintritt in die Volksschule stattfindet – im verpflichtenden Kindergartenjahr.
Warten auf den Brief
Im Rathaus will man nach Einlangen des Briefes vom Landesschulrat die weitere Vorgangsweise festlegen.
Fazit: Ähnlich wie der nationale Integrationsplan, der jetzt im Ministerrat beschlossen wurde und – ohne Konzepte – mehr Deutsch-Kenntnisse verlangt, gibt es auch auf regionaler Ebene eine gewisse Ratlosigkeit…