Anneliese Erdemgil Brandstätter (links) und Gesundheitslandesrätin Karin Scheele machen anlässlich des Internationalen Tages der Frauengesundheit (28. Mai) darauf aufmerksam, dass Gewalt gegen Frauen weltweit eines der größten Gesundheitsrisiken für Frauen und Kinder ist.
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Häusliche Gewalt ist weltweit eines der größten Gesundheitsrisiken für Frauen und Kinder. Häusliche Gewalt kennt keine kulturellen oder religiösen Grenzen und zieht sich durch alle Gesellschaftsschichten und Altersgruppen. Häusliche Gewalt ist männliche Gewalt.
In Österreich ist männliche Gewalt für jede vierte in einer Beziehung lebende Frau traurige Realität. „Trotz dieser erschütternden Fakten ist Gewalt in der Familie noch immer ein Tabuthema, stellt uns vor dringende gesundheitspolitische Herausforderungen und wird zunehmend zum ökonomischen Problem“, so Gesundheitslandesrätin Mag.a Karin Scheele. Gemeinsam mit Anneliese Erdemgil-Brandstätter, Leiterin der Frauenberatungsstelle Kassandra, fordert sie daher eine intensive Auseinandersetzung des öffentlichen Gesundheitswesens mit Möglichkeiten zur Früherkennung von Gewalterfahrungen. Gesundheitslandesrätin Scheele verdeutlicht: „Die gesundheitlichen Auswirkungen von Gewalt an Frauen und Mädchen sind vielfältig: Körperliche Verletzungen, psychosomatische Erkrankungen, psychische Beeinträchtigungen und die Flucht in gesundheitsgefährdende Überlebensstrategien wie Drogenkonsum oder selbstverletzendes Verhalten bis hin zum Suizid.“ Die erste Anlaufstelle für Gewaltopfer sind daher noch vor Frauenberatungs- und Zufluchtseinrichtungen in der Regel Ärztinnen und Ärzte sowie Beschäftigte im Gesundheitswesen. „Viele betroffene Frauen sprechen die erlittene Gewalt nicht von sich aus an, sie tendieren dazu diese zu verheimlichen. Ohne entsprechende Sensibilisierung und Qualifikation des medizinischen Personals durch Schulungen im Erkennen von Gewaltfolgen und im geeigneten Umgang mit der Problematik kommt es häufig zu teuren wie sinnlosen Übermedikalisierungen und Fehl- bzw. Unterbehandlungen der Patientinnen“, erläutert Anneliese Erdemgil-Brandstätter, seit zehn Jahren Koordinatorin des NÖ Schulungsprojekts „Gewalt gegen Frauen“. Sie fordert seit langem spezielle Schulungsprogramme in der Ausbildung von Gesundheitsberufen sowie die, in einer Umfrage unter Betroffenen mit großer Mehrheit befürwortete, verpflichtende ärztliche Frage nach Gewalterfahrungen bei der Anamnese.