Die Prognosen fr die Arbeitsmarktffnung waren falsch, das Lohn- und Sozialdumpinggesetz weist noch Mngel auf, und auch die Ungarn htten die bergangsfristen lieber wieder zurck. Dies waren nur einige der verblffenden Erkenntnisse, die eine grenzberschreitende Diskussionsveranstaltung zum Thema Arbeitsmarktffnung ans Licht brachte, die am 13. Oktober im WIFI Mdling unter dem Titel Impuls? Integration? Konkurrenz? Die Auswirkungen offener Arbeitsmrkte auf den grenznahen Wirtschaftsraum zwischen sterreich und Ungarn stattfand.
Es hie, dass im Laufe des ersten Jahres nach der Arbeitsmarktffnung (1. Mai) etwa 20.000 bis 25.000 neue Arbeitskrfte nach sterreich kommen wrden so viele kamen tatschlich bereits in den ersten drei Monaten, berichtete DI Hubert Herzog vom Arbeitsmarktservice N. Auch Verdrngung fand statt vor allem im Bereich der gering Qualifizierten, vorrangig in Regionen mit viel Industrie. Auch in Ungarn sprt man die Arbeitsmarktffnung. Der Fachkrftemangel spitze sich dort zu, so Tams Rodler, beauftragter Direktor des Arbeitspolitischen Zentrums des Regierungsamtes vom Komitat Vas – und man blicke wehmtig auf die Arbeitsmarkt-Barrieren zurck, fr die man sterreich die Jahre zuvor kritisiert habe.
In einem Punkt waren sich Unternehmer wie Franz List, Geschftsfhrer der List Holding GmbH in Edlitz, und Mitarbeiter des Arbeitsmarktservice einig: jene, die jetzt noch versuchen, in sterreich Arbeit zu finden, kommen mit nur sehr geringen Qualifikationen. Sie sprechen kaum bis gar nicht deutsch, haben wenn berhaupt eine Ausbildung abgeschlossen, mit der sie auch in Ungarn keine Stelle finden knnen. Krisztian Rusko vom AMS Burgenland und Bertold Dallos vom GB Burgenland przisierten: es sind zum Teil Menschen, die in Ungarn ums finanzielle berleben kmpfen, und auf gut Glck alle ihre Zelte in Ungarn abbrechen, um in Grenznhe und, so die Hoffnung, Nhe eines Arbeitsplatzes zu kommen.
Ohne ungarische Arbeitskrfte wre fr manche Betriebe, wie etwa die List Holding, ein erfolgreiches Wirtschaften undenkbar, so Geschftsfhrer Franz List: Wir haben in sterreich zur Zeit 550 Mitarbeiter aus insgesamt zehn Nationen, darunter 41 mit ungarischer Staatsbrgerschaft. Wir knnten unser Wachstum in diesem Bereich mit sterreichischen Fachkrften alleine nicht erfllen, das wrde nicht funktionieren. Wir sind mit unseren ungarischen Mitarbeitern sehr zufrieden und werden noch viele weitere aufnehmen. List betonte aber, er wrde niemals gute, qualifizierte Mitarbeiter durch andere ersetzen, blo weil diese fr weniger Geld arbeiten.
Mit dem Datum der Arbeitsmarktffnung trat das Lohn- und Sozialdumpingbekmpfungsgesetzes (LSDBG), das zeitgerecht zur Arbeitsmarktffnung mit Lohndumping und Schwarzarbeit aufrumen sollte, in Kraft. Wolfgang Steiner, Leiter der Finanzpolizei Baden/Mdling, bemngelt folgendes: Es ist nicht verwunderlich, dass es bis heute zu wenigen Anzeigen gekommen ist. Wir treffen bei Kontrollen vor Ort hauptschlich Selbstndige an, die zwar nicht wissen, was auf ihrem Gewerbeschein steht, aber sie haben einen. Und wenn der 3 Euro Stundenlohn verrechnet, kann ich auch nichts machen, denn er kann seinen Lohn selbst festlegen. Auch die Lohngrenze, die das Gesetz bei mindestens 800 Euro netto im Monat ansetzt, findet er zu gering: Rechnet man das um, kommt man auf vier Euro irgendetwas pro Stunde. Und das sei dann legal und falle nicht unter Lohndumping. Wrden mehr Prfer zur Verfgung stehen, und man auch mehr Zufallskontrollen machen knnen, wrden auch mehr schwarze Schafe aufgedeckt werden, so die Experten von Gebietskrankenkasse und Finanzpolizei. Aber der Vollzug des LSDBG kam bei den meisten Behrden nur als zustzliche Aufgabe dazu.
Einen positiven Ausblick gab Dr. Christian Helmenstein, Chefkonom der Industriellenvereinigung, zum Schluss: er glaube nicht, dass sterreichs Wirtschaft in der nchsten Zeit auf eine Rezession zusteuere, und hlt die negativen Prognosen fr medial gepusht.