von links: Annegret Födinger (Leiterin des städtischen Pflegeheims Baden), Ulrike Halmschlager (Regisseurin und Kamerafrau), Helga Krismer (Vizebürgermeisterin), Hildegard Trink (vom Angehörigen-Treff)
Einem heißen gesundheitspolitischen Thema widmeten Badens Grüne einen Filmabend im Volksbank-Festsaal: der Demenz, einer Alterskrankheit, an der in Österreich immer mehr Menschen erkranken.
Ulrike Halmschlager (51) hielt in bewegenden Bildern die letzten fünf Jahre ihre an Alzheimer erkrankten Mutter fest. Ilse, wo bist du? – so der Titel ihres Films. „Ich will das Thema enttabuisieren und auch darauf aufmerksam machen, dass wir jüngeren Gesunden stärker auf die Signale unseres Körpers achten sollen,“ sagte die Filmemacherin über ihr Erstlingswerk.
Demenz – Alzheimer ist eine aggressive Unterform dieser Verfallserscheinung – ist nicht mehr nur eine reine Alterskrankheit. Immer öfter spüren auch jüngere Menschen unter 50 erste Symptome wie Wesensveränderungen, Reizbarkeit, Vergesslichkeit und Rückzugstendenzen. „Es kann sein, dass dies auch eine Reaktion auf die Reizüberflutung und den Stress im modernen Leben ist,“ meint Halmschlager. Derzeit sind in Österreich 110.000 Menschen dement. Alle 20 Jahre verdoppelt sich die Zahl.
Für soziale Einrichtungen stellt die Krankheit eine große Herausforderung dar. „90 % der BewohnerInnen im städtischen Pflegeheim sind dement,“ weiß Leiterin Annegret Födinger. „Das Pflegepersonal steht dabei enorm unter Druck.“ Das neue Pflegeheim soll 2014 eröffnet werden.
Auch in Baden werden übrigens 80 % aller Demenz-Kranken noch zuhause gepflegt, vorwiegend von Frauen über 50, die ihrerseits an den Belastungen leiden. Viele bekommen Depressionen, sterben früher.
In Baden wird von Hildegard Trink jeden dritten Mittwoch im Monat ein Angehörigen-Treff angeboten, im Clubraum des Hilfswerks Baden (Pergerstr. 15) – das nächste Mal am 16. November um 18 Uhr.
„Die Betreuung älterer Personen ist in Baden wie in ganz Westeuropa ein Thema, das noch viel stärker beachtet gehört,“ sagt Vizebürgermeisterin Dr. Helga Krismer (Grüne). Sie weist auf aktuelle Verbesserungen beim Pflegegeld hin. „Demenz wird nun bei der Einstufung des Pflegegeldes verstärkt berücksichtigt,“ sagt sie.
Dass ein großes Informationsbedürfnis besteht, zeigte der gute Besuch des Filmabends und die anschließende Diskussion mit ExpertInnen. Den auch vom Land Niederösterreich geförderten Film kann man via Internet (www.ilsewobistdu.at) erwerben.