Sollen Umweltgemeinderäte künftig gratis arbeiten?Wenn es nach einem Beschluss der NÖ Landesregierung geht, ja. Engagierte Umweltgemeinderäte sind dagegen.
Am 4. Oktober fiel im Landtag gegen die Stimmen der Grünen ein folgenschwerer Beschluss: Ab 2015 sollen Umweltgemeinderäte keine Extra-Aufwandsentschädigung mehr bekommen. Landtagsabgeordnete Helga Krismer, auch Vizebürgermeisterin in Baden, schlägt Alarm: „Das ist ein Schritt in die falsche Richtung, die Position gehört aufgewertet.„Berndorfs Umweltgemeinderat Erich Christian Rudolf
Dieser Meinung ist auch ihre Parteifreundin Maria Melchior, Umweltgemeinderätin in Ebreichsdorf. „Wer die Arbeit ernst nimmt, hat einen Fulltime-Job, und die Stimme der Umweltgemeinderäte muss mehr Gewicht bekommen“, sagt die fast 60-Jährige, die für Umweltfragen lebt. Mit 320 Euro wird ihre Tätigkeit als Gemeinderätin entschädigt, da ist der Mehraufwand für die Umweltfunktion schon inkludiert.
Kein Extra-Salär gibt es für den Umweltgemeinderat in Bad Vöslau. Dort hat Karl Lielacher als Umwelt-Stadtrat die Funktion gleich mit übernommen. „Das macht Sinn, weil es ist sowieso mein Ressort.“ In seiner Aufwandsentschädigung von netto rund 800 Euro ist alles inkludiert. Viel Arbeit – etwa was Beschwerden betrifft – wird dem Umwelt-Mann aber auch gleich vom Gemeindeamt abgenommen. „Ich glaube, dass viele Umweltgemeinderäte ihre Arbeit auch ehrenamtlich machen würden, weil sie ja eh ziemliche Idealisten sind“, sagt Lielacher.
Für Thomas Zinnbauer, Umweltgemeinderat in Traiskirchen, wäre der Wegfall seiner Aufwandsentschädigung doch eine Einbuße. Er würde dann statt derzeit ca. 1.100 Euro nur noch 550 Euro bekommen. Aber: „So viel ich weiß, ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Ich lass es auf mich zukommen.“
Über sein Salär will Erich Christian Rudolf (SPÖ), Umweltgemeinderat in Berndorf, nicht öffentlich sprechen. „In Spitzenzeiten ist das mehr als ein Halbtagsjob“, sagt er – und kann sich nicht vorstellen, dass man so etwas „ehrenamtlich“ machen kann. „Weil es ja in Politik und Vereinswelt sowieso schon schwierig ist, Leute mit Engagement zu bekommen.“
Monika Dornhofer, Umweltgemeinderätin in Baden (VP), will abwarten, was die Stadtregierung ab 2015 macht. Bis dahin ändert sich ohnehin nichts. Allerdings regt sich an der Basis schon Widerstand, vor allem unter jenen Umweltgemeinderäten, die mit Herzblut bei der Sache sind.